Historische Funde in Weinheim

Schuhleistenkeil Fundort Weinheim 11,3 cm Länge. Hessisches Landesmuseum
Schuhleistenkeil Fundort Weinheim 11,3 cm Länge. Hessisches Landesmuseum
Kleiner Schuhleistenkeil Fundort Weinheim 7,2 cm Länge. Hessisches Landesmuseum
Kleiner Schuhleistenkeil Fundort Weinheim 7,2 cm Länge. Hessisches Landesmuseum
Großer Schuhleistenkeil Fundort Weinheim 15,0 cm Länge. Hessisches Landesmuseum
Großer Schuhleistenkeil Fundort Weinheim 15,0 cm Länge. Hessisches Landesmuseum
Felsgesteinbeil Fundort Weinheim Hessisches Landesmuseum
Felsgesteinbeil Fundort Weinheim Hessisches Landesmuseum
Felsgesteinbeil Fundort Weinheim 8,3 cm Länge Hessisches Landesmuseum
Felsgesteinbeil Fundort Weinheim 8,3 cm Länge Hessisches Landesmuseum
Felsgesteinaxt Fundort Weinheim 7,2 cm Länge Hessisches Landesmuseum
Felsgesteinaxt Fundort Weinheim 7,2 cm Länge Hessisches Landesmuseum

Bilder historischer Funde

Scherben Hallstattzeit Fundort Weinheim 1957 Siedlungsgrube               Museum Alzey
Scherben Hallstattzeit Fundort Weinheim Museum Alzey
Scherben eines Kumpfes Fundort Weinheim 1958 5600 - 4900 vor Christus Museum Alzey
Rössener Kultur Fundort Weinheim 1954 4500 - 4300 v. Chr. Museum Alzey
Rössener Kultur Fundort Weinheim 1954 4500 - 4300 v. Christus Museum Alzey
Schale Becher Tasse Fundort Raiffeisenhalle1957 800 - 450 v. Chr. Museum Alzey
Scherben Hallstattzeit Fundort Weinheim 1957 Museum Alzey
Spiralscheiben Fibel Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Armringe Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Armring Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Armringe Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Bombenkopfnadel Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Bombenkopfnadeln Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Bronzenadel Fundort Weinheim 1954 © GDKE Landesmuseum Mainz Ursula Rudischer
Steindechsel Fundort Weinheim Neolithikum Hessisches Landesmuseum
Glockenbecher Kultur Fundort Weinheim 1926 2600 - 2200 v. Chr. Museum Alzey
Die ersten Weinheimer Bauern In der Nacheiszeit erfolgte eine deutliche Erwärmung zu Beginn des Mesolithikums (Mittelsteinzeit = 9640 -5500 v. Chr). Dadurch konnte sich in Mitteleuropa eine flächendeckende Bewaldung mit einem Wildvorkommen (Rotwild, Schwarzwild, Rehwild, Wildrinder) entwickeln, das sich im wesentlichen bis heute erhalten hat. Während sich die mesolithischen Jäger- und Sammlergruppen bei uns ausbreiteten, entstand bereits zwischen 10400 und 8200 vor Christus im Bereich des sogenannten „Fruchtbaren Halbmondes“, in einem Gebiet das vom Oberlauf des Tigris bis nach Palästina im Südwesten und vom Fuß der türkisch-iranischen Gebirgskette nach Südosten bis an den Persischen Gold reichte, eine der wichtigsten Umbrüche in der Geschichte der Menschheit. Diese Periode, als neolithische Revolution bezeichnet, war in Wirklichkeit ein sich über Jahrtausende hinziehender evolutionärer Prozess. Nach und nach entstand dort aufgrund des reichen Vorkommens an Wildgetreide der Übergang vom nomadisiertem Wildbeutertum zur planmäßigen produzierenden bäuerlichen Wirtschaftsweise, die dadurch bedingt mit einer Sesshaftigkeit der Menschen einher ging. Im Laufe der Zeit bildeten sich vor allem im Südosten Anatoliens größere Siedlungsgemeinschaften heraus. Die Bevölkerung wuchs und schließlich war man gezwungen neue Ackerflächen zu erschließen. Vom südöstlichen Europa aus erfolgte in erstaunlich kurzer Zeit eine Neolithisierung Mitteleuropas über den Balkan und das Karpatenbecken und über die sich schließlich im westlichen Ungarn entwickelnde bandkeramische bzw. linienbandkeramische Kultur. Entlang der großen Flusssysteme wandern die Bauern in Richtung Westen und erreichten Mitte des 6. Jahrhunderts aus dem Maintal kommend Rheinhessen. Die Bauern brachten ihre Kulturpflanzen (Einkorn, Emmer, Gerste, Erbse und Linse ) und selbst ihre Nutztiere (Rinder, Schafe, Ziegen) -als „neolitisches Paket“ bezeichnet- aus ihrer ursprünglichen Heimat mit, und begannen auch auf dem Gebiet der heutige Weinheimer Gemarkung Landwirtschaft zu betreiben. Sie fanden hier geradezu ideale Bedingen vor. Während in anderen Regionen erst mühsam Rodungen vorgenommen werden mussten, war bereits zur damaligen Zeit in Rheinhessen eine vergleichsweise geringe Bewaldung vorhanden. Gleichzeitig waren die aus der nacheiszeitlich entstandenen lössgebundenen Braun- und Schwarzerden ausgesprochen fruchtbar und leicht zu bearbeiten. Die ansässigen Wildbeutergemeinschaften stellten für die eingewanderten Bauern keine Konkurrenz dar, weil diese keinen Anlass sahen ihre bewährte Lebensweise aufzugeben. Sie wichen vielmehr in Gebiete aus, in denen es genug Wild zu bejagen gab. Gleichzeitig führten sie mit den zugewanderten Bauern weitgehend eine friedliche Koexistenz, trieben Handel und sehr vereinzelt heirateten Jäger-Sammler-Frauen auch in die Bauerngesellschaften ein. Spätestens 3000 v. Chr. hatten sich die letzten Jäger und Sammler überall an die neue Lebensweise angepasst, waren assimiliert oder hatten sich in Bereiche zurückgezogen, die für den Ackerbau ungeeignet waren. Die Zusammenschau mit Funden aus den benachbarten Gemeinden, hier insbesondere aus Dautenheim und Flomborn macht es wahrscheinlich, dass es bereits seit der Epoche der Bandkeramik eine bäuerliche  Besiedlung auch auf Weinheimer Gebiet gab. So konnte in einer Siedlungsgrube im Steinbruch bei der Neumühle Reste eines bandkeramischen Kumpfes (rundbodiges und henkelloses Gefäß mit geritzten Verzierungen) gefunden werden. Ebenfalls wurde ein weiterer Kumpf in der Straßenböschung hinter der Raiffeisenhalle 1958 aufgelesen. Diese Funde sind in den Zeitraum zwischen 5600 und 4900 Jahre v. Chr. zu datieren. Weitere Artefakte aus der Rössener Kultur (4500 – 4300 v. Chr.) aus Siedlungsgruben bei der Neumühle und an der Straßenböschung hinter der Raiffeisenhalle lassen auch für diesen Zeitabschnitt eine Besiedlung Weinheims als sicher erscheinen. Funde von geschliffenen Steinwerkzeugen aus der Zeit des Neolithikums ergänzen das Bild. Die von einwanderten Halbnomaden aus dem Osten eingeführte bzw. übernommene Glockenbecherkultur (2800 - 2200 v. Chr.)  - mit einem Fund an der Trift in einem Hockergrab - schloss sich der Weinheimer Besiedlungsgeschichte an und wurde von der nachfolgenden frühen und späten Bronzezeit abgelöst (2200 bis 800 v. Chr.). Reiche Funde aus dieser Periode sind in den Museen Darmstadt, Wiesbaden, Mainz und Alzey ausgestellt oder in deren Archiven deponiert.
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Schuhleistenkeil:  
Erläuterungen zu den Funden
Der Schuhleistenkeil ist eine in der Archeologie verbreitete Bezeichnung für Klingen prähistorischer Dechseln. Sein Name leitet sich von der Form ab, die an eine Schuhleiste erinnert. Sie bestehen aus überschliffenem Felsgestein.
Felsgesteinbeil:    
Felsgesteinbeile wurden unter anderem zum Baumfällen eingesetzt. Wie der Name es andeutet,  wurden sie aus Felsgestein hergestellt. Dabei bevorzugten die Menschen aus Rheinhessen einen rötlichen bis braunen devonischen Quarzit, der häufig in Form von Geröllen in Fluß- und Terassenschottern zu finden ist.
Felsgesteinaxt:    
Im Gegensatz zum Beil ist die Axt in der Schäftung schlanker und hat einen kürzeren Stiel. Siehe auch Felsgesteinbeil.
Hallstattzeit:    
Als Hallstattzeit, benannt nach einem Gräberfeld in Östereich/Salzkammergut, wird die ältere vorrömische Eisenzeit in weiten Teilen Europas, ab etwa 800 v. Chr. bezeichnet. In dieser Epoche lässt sich eine deutliche Hierarchisierung der Gesellschaft feststellen.
Rössenerkultur:     
In dieser Periode wurden Langhäuser bis zu 85m Länge errichtet. Durch die mehrfache Innenaufteilung wurde nachgewiesen, dass mehrere Familien in einem Haus wohnten. Im Gegensatz zur Bandkeramik kann bei dieser Kulturstufe von echten Dorfanlagen gesprochen werden. Die Siedlungen befanden sich oft in Schwarzerdgebieten. Characteristische Bestattungsweise war die Körperbestattung in gestreckter Rückenlage.
Glockenbecherkultur:    
Als Glockenbecher werden keramische Gefäße mit flachem Standboden und S-förmigem Profil bezeichnet, die meist flächendeckend verziert sind. In diese Periode fällt eine massive Einwanderung von Steppenvölkern aus osteuropäischen Gebieten, die mindesten 70% der Bevölkerung in Deutschland ersetzten.
Spiralscheiben Fibel:    
Fibeln wurden benutzt, um Kleider, Umhänge  und Mäntel zusammen zu halten (Gewand schließen). Sie lösten die Gewand- Nadel ab. Sie dienten auch als Schmuck und waren oft zugleich Rangabzeichen und Statussymbol.
Armringe:   
Bombenkopfnadel:    
Die den Kopf der Nadel bildenden halbkugeligen Bronzeschalen sind flach gearbeitet, sodass er eher linsenförmig als kugelig gestaltet ist.
Bronzenadel:    
Steindechsel:    
Die Dechsel ist ein Werkzeug, dass bei der Holzbearbeitung zum Abnehmen großer Spanmengen, wie auch zum Schlichten und Glätten dient. Es gibt das Werkzeug mit langem Stiel für beidhändigen Schlag wie mit einer Hacke oder mit kurzem Stiel für einhändiges arbeiten.
Rundbodiges und henkelloses Gefäß mit geritzten Verzierungen.
Bronzenadeln wurden benutzt, um Kleider, Umhänge  und Mäntel zusammen zu halten (Gewandschließen). Sie dienten zugleich auch als Schmuck.
Kumpf:     
Armringe aus Bronze dienten als Schmuck und wurden von beiden Geschlechtern getragen. Nach dem Tod des Trögers dienten sie oft als Grabbeigaben. Sie waren sicherlich nur begüterten Bevölkerungsschichten vorbehalten und somit auch als Statussymbol.
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