Bauernschlacht 1525

Die Beteiligung Weinheimer Bauern an der Pfeddersheimer Bauernschlacht im Jahre 1525, hat Hans Jürgen Loos, als kleine Abhandlung, für unser Dorfarchiv erstellt. Wir denken, dass diese Seite unserer Weinheimer Geschichte bisher noch nicht beleuchtet wurde und halten eine Darstellung, sowohl in unserem Archiv, als auch in unserem Internetauftritt, für sinnvoll .
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Die Pfeddersheimer Bauernschlacht im Jahre 1525 unter Beteiligung Weinheimer Bauern Am   23.   und   24.   Juni   1525   fand   in   und   um   Pfeddersheim   eine   der   größten   Kampfhandlungen   im   Bauernkrieg   statt,   in   deren   Verlauf   auch   aus   dem   Oberamtsbereich Alzey 245 Teilnehmer, darunter auch mehrere Weinheimer Bauern, teilnahmen. Vorausgegangen   waren   bereits   Bauernbewegungen   gegen   Ende   des   15.   und   zu   Beginn   des   16.   Jahrhunderts,   die   in   den   Alpenländern,   in   Friesland,   in   Franken   und Thüringen,   am   Oberrhein   und   in   Schwaben   nicht   aufhörten.   Im   Bistum   Speyer   entstand   im   Jahre   1502   der   Bauernbund   „Bundschuh“,   der   sich   gegen   das   bestehende Herrschaftssystem auflehnte. Die   Ursache   für   die   Bauernerhebungen   waren   keineswegs   wirtschaftliche   Gründe   oder   eine   drohende   Verelendung.   Im   Vordergrund   stand   vielmehr   die Abwehr   der   durch die   Grundherren   versuchte   Steigerung   von   Abgaben   und   Dienstleistungen,   gegen   Willkür   und   Missbräuche   im   Rechtswesen,   aber   auch   gegen   Einschränkungen   der bäuerlichen Autonomie. Ausdrücklich   wandten      sich   dabei   die   Bauern   nicht   gegen   den   Kaiser,   sondern   gegen   den   lokalen Adel,   insbesondere   aber   gegen   die   Kirchen   und die Klöster. Begünstigt   durch   den   aufkommenden   Buchdruck   und   die   Reformbewegung   von   Martin   Luther   fanden   die   Forderungen   der   Bauern,   die   auch   vom   Rittertum   und   der städtischen   Bürgerschaft   begrüßt   wurden,   weithin   Verbreitung.   Ihre Anliegen   fassten   die   Bauern   in   Schwaben   in   ihren   "12 Artikeln"   zusammen.   Sie   verlangten   darin   mehr Rechte    und    Freiheiten,    vor    allem    die    Mitbestimmung    bei    der    Besetzung    von    Pfarrerstellen,    Zinsvergünstigungen,    Mitbenutzung    an    gemeindlichen    Wäldern    und Ländereien und vor allem gleiche Behandlung in alltäglichen Dingen. Die   Forderungen   der   Bauern   führten   schließlich   zu   bewaffneten   Aufständen,   die   allerdings   nicht   in   einem   großen   Zusammenschluss   der   einzelnen   lokalen   Gruppen mündete.   Bedingt   durch   die   Führungsvielfalt   kam   es   dagegen   zu   einer   größeren Anzahl   „sturmlicher   Haufen“,   denen   eine   einheitliche   Zucht   und   Ordnung   fehlte   und   die daher unkontrolliert Kirchen, Klöster und Burgen überfielen und Gewalttaten begingen. Von   diesen   Gewalttaten   erschreckt,   nahm   der   Adel   anfangs   die   Forderungen   der   Bauern   an.   Auch   die   Bürger   in   zahlreichen   Städten   verlangte   von   Klerus   Verzicht   auf seine   Steuer-   und   Gerichtsprivilegien   sowie   die   Einstellung   des   geistlichen   Gewerbebetriebs.   In   Mainz   forderte   die   Bürgerschaft   ihre   reichsstädtischen   Rechte   vom Erzbischof zurück und in Trier setzte sich sogar der Rat an die Spitze der Bauernbewegung. Die   zunehmende   Gewaltbereitschaft   der   einzelnen   Haufen,   insbesondere   die   Bewegung   um   Thomas   Münzer,   der   zahlreiche   Pfarrer   vertrieben,   Klöster   zerstören   und Schlösser   des   Adels   erstürmen   ließ,   veranlasste   Martin   Luther   seine   anfängliche   Sympathie   für   die   Ziele   der   Bauern   aufzugeben   und   einen   Mahnruf   gegen   „die mörderischen   und   räuberischen   Rotten   der   Bauern“   zu   verfassen.   Daraufhin   kam   es   zu   einem   Bündnis   zwischen   Landgraf   Philipp   von   Hessen,   Kurfürst   Johann   von Braunschweig   und   den   Herzögen   Georg   und   Heinrich   von   Sachsen.   Das   vereinigte   Herr   aus   diesem   Bündnis   bereite   den   Bauern   am   15.   Mai   1525   bei   Frankenhausen eine vernichtende Niederlage, bei der Thomas Münzer gefangengenommen und enthauptet wurde. Zeitgleich   begann   in   Süddeutschland   die   nachdrückliche   Bekämpfung   des   Bauernaufstandes.   Der   fürstliche   Kommandeur   des   schwäbischen   Bundes,   Georg   Truchsess von   Waldburg,   rückte   mit   8000   Fußtruppen   und   2500   Reitern   gegen   Würzburg   vor,   wo   die   Bauern   unter   der   Führung   des   Götz   von   Berlichingen   vergeblich   die   Festung Frauenberg   belagerten.   2000   Bauern,   die   vorher   nicht   geflüchtet   waren,   stellten   sich   unter   der   Führung   von   Georg   Metzler   dem   anrückenden   Heer   entgegen   und   wurden bei Königshofen am 02. Juni 1525 vollständig vernichtet. Die   mittelrheinischen   Bauern   formierten   sich   zu   gleichen   Zeit   im   Gebiet   zwischen   Unterhaardt,   Donnersberg   und   Rhein,   wobei   der   „Bockenheimer   Bauernhaufe“, bestehend   aus   leiningischen      Bauern   und   Pfeddersheimer   Bürgern   das   größte   Kontingent   darstellte. Am   30. April   1525   konnte   die   Bewegung   bereits   3000   und   Mitte   Juni zwischen   7000   und   8000   Anhängern   verzeichnen.   Darunter   befanden   sich   auch   aus   dem   Oberamtsbereich   Alzey   245   Teilnehmer   aus   35   Ortschaften,   davon   auch mehrere Weinheimer Bauern. Als   das   bäuerliche   Heer   in   Pfeddersheim,   das   von   der   Bürgerschaft   freudig   begrüßt   wurde,   einzog,   stand   Kurfürst   Ludwig   V.   von   der   Pfalz   mit   seinen   Truppen   bereits   bei Westhofen   und   rückte   bis   auf   den   nördlichen   Höhenrücken   von   Pfeddersheim   vor   und   schlug   hier   sein   Lager   auf.   Beide   Heere   waren   an   Stärke   in   etwa   gleich,   wobei   die Truppen   des   Kurfürsten   natürlich   wesentlich   besser   bewaffnet   und   auch   militärisch   ausgebildet   waren.   Außerdem   besaßen   sie   eine   schlagkräftige   Reiterei.   Bei   den Bauern fehlte es an Führern und einer geordneten Strategie. Von   der   Anhöhe   richtete   die   Artillerie   des   Pfalzgrafen   ihre   Geschütze   gegen   die   Stadt   Pfeddersheim,   deren   Einwohner   daraufhin   zurückschossen,   ohne   dass   es   zu nennenswerten   Ergebnissen   kam.   Der   Pfalzgraf   ordnete   daraufhin   die   Einkreisung   und   Belagerung   der   Stadt   an.   Während   des   Belagerungszustandes   unternahmen   die Bauern   einen Ausfall   aus   der   Stadt   um   die   Geschützkette   im   Norden   und   die   Reiterei   im   Süden   zu   überrennen,   wurden   jedoch   durch   die   vom   Süden   anrückenden   Reiter in die Zange genommen und gerieten gleichzeitig unter das Geschützfeuer der Hauptmacht vom nördlichen Höhenzug des Georgenberges. In    dem    Hohlweg    nordwestlich    der    Stadt    kam    es    daraufhin    zu    einem    waren    Blutbad.    Von    den    etwa    8000    Bauern    und    weiteren    500   Anhängern    -einschließlich Pfeddersheimer   Bürgern-   sollen   nach   zeitgenössischen   Berichten   1500   im   Kampf   gefallen,   800   bei   der   versuchten   Flucht   erstochen   und   etwa   60   hingerichtet   worden sein.   Angeblich   soll   das   Blut   der   getöteten   Bauern   durch   den   Hohlweg   abgeflossen   sein.   Im   Volksmund   wird   daher   der   Hohlweg   nordwestlich   von   Pfeddersheim   in Richtung Mörstadt „Bluthohl“ genannt. Während   der   folgenden   Nacht   wurde   die   Stadt   Pfeddersheim,   in   der   sich   die   überlebenden   Bauern   geflüchtet   hatten,   weiterhin   belagert   und   im   Morgengrauen   durch einen   Geschützangriff   dermaßen   in   Miteidenschaft   gezogen,   dass   sich   die   Bauern   und   Bürgern   ergaben.   Die   entscheidende   Schlacht   fand   damit   ihren   eigentlichen Abschluss. Am   25.   Juni   sollten   alle   Bauern,   die   keine   pfälzischen   Untertanen   waren,   unbewaffnet   die   Stadt   verlassen.   Viele   ergriffen   aus   Angst   vor   Strafe   die   Gelegenheit   zu entkommen.   Der   Fluchtversuch   misslang   und   die   Soldaten   richteten   ein   weiteres   Massaker   an,   das   800   Menschen   das   Leben   kostete.   30   Rädelsführer   wurden   sofort enthauptet, die anderen Bauern entließ man unter harten Auflagen in ihre Heimat. Danach   besetzten   die   fürstlichen   Truppen   die   Stadt.   Die   verbliebenen   Bauern   mussten   sich   auf   den   Kirchhof   versammeln,   wobei   24 Anführer   sofort   hingerichtet   wurden. Alle übrigen Bauern wurden gegen Zahlung entlassen. Die Verluste beschränkten sich nicht allein auf den „Bockenheimer Bauernhaufen“ und die Pfeddersheimer Bürger. Von   den   245   Männern   aus   dem   Alzeyer   Oberamt   waren   46,   darunter   4   aus   Weinheim,   gefallen,   ein   weiterer   wurde   enthauptet,   während   das   Schicksal   der   übrigen Männer aus dem Amtsprotokoll nicht ersichtlich ist. Die   Namen   der   bekannten   Schlachtteilnehmer   aus   dem   Alzeyer   Land   gehen   aus   dem   Alzeyer   Amtsprotokoll   vom   23.,   26.   und   29.   August   1525   hervor   (Staatsarchiv Darmstadt)   Aus   den   verzeichneten   Orten   sind   auch   die   Namen   der   Gefallen   der   Pfeddersheimer   Bauernschlacht   und   die   Namen   derer   nachzuweisen   die   sich vorübergehend   in   Haft   befanden   und   nach   einigen   Wochen   freigelassen   wurden,   nachdem   sie   eine   Art   von   Schadensersatz   und   Wiedergutmachung   für   die   verletzte Ordnung geleistet und durch Bürgen gesichert hatten. Die   vorübergehend   Inhaftierten   waren   vermutlich   die   Rädelsführer   aus   ihren   Ortschaften.   Zur   damaligen   Zeit   war   es   schlicht   unmöglich,   alle   beteiligten   Bauern   in   Haft   zu nehmen,   weil   dazu   die   erforderlichen   Unterbringungsmöglichkeiten   fehlten   und   die   beteiligten   Familien   unnötig   hart   betroffen   worden   wären.   Der   Hauptgrund   dürfte   aber darin   gelegen   haben,   dass   durch   Festsetzung   der   vielen   Bauern   auch   die   geforderten   Abgaben   nicht   im   vollem   Umfang   geleistet   werden   konnten,   weil   sie   als Arbeitskräfte nicht zur Verfügung standen und den Grundherrn, letztlich auch dem Pfalzgrafen selbst, dadurch ein Schaden entstanden wäre. Jedenfalls   forderte   der   Kurfürst   Ludwig,   Pfalzgraf   bei   Rhein   und   Erztruchseß   seinen   damaligen   Burggrafen   von   Alzey,   Diether   von   Schönberg,   die   Namen   der   an   der Besetzung   von   Pfeddersheim   beteiligten   Bauern   zu   ermitteln   und   diese   zu   angemessenen   Schadensersatzleistungen   heranzuziehen,   was   dieser   auch   umgehend   und gewissenhaft tat: „Abtregg   deren   dorffer,   so   in   der   besetzung   zu   Pfederßheym   gelegen   und   die   versammlung   der   uffrurigen   bawrschafften   sonder   alle   not   und   wehre   doselbst   einkomen losen, durch mich Diethern von Schoenberg burggraffen zu Altzen betaidingt“ Übersetzt:    Leistungen/Zahlungen    der    Dörfer/Dorfbewohner,    die    an    der    Besetzung    von    Pfeddersheim    teilgenommen    und    sich    dem    Heer    der    aufrührerischen Bauernschaften ohne Not und Zwang angeschlossen haben werden durch mich, Diether von Schönberg, Burggraf zu Alzey, wie folgt bestätigt, im Jahre 1525. Aufgeführt   sind   die   Gemeinden   Gundersheim,   Hangen-Weisheim,   Eppelsheim,   Weinheim   bei   Alzey,   Ober-Flörsheim,   Flomborn,   Blödesheim,   Monzernheim,   Spiesheim, Undenheim,    Selzen,    Hahnheim,    Köngernheim    an    der    Selz,    Biebelnheim,    Framersheim,    Wintersheim,    Hillesheim,    Bechtolsheim,    Eimsheim,    Flonheim,    Bornheim, Lonsheim, Armsheim, Wörrstadt, Saulheim, Albig, Bermersheim bei Albig, Heimersheim, Erbesbüdesheim, Kettenheim und Wahlheim, Freimersheim. Für Weinheim lautet die Eintragung im Amtsprotokoll wie folgt: „Nochbenannte von Weinheim (heutige Schreibweise) seint in der besetzung zu Pfederßheym gelegen: Wendel Schmidt Feien Clesgin Feien Hen Rupen Hanrichen Hans Ziemerman und Lorentz Boppach 4 erstochen. 30 Gulden. Bürgen: Wendel Schmid und Feien Clesgin.“ Von   den   genannten   245   Kriegsteilnehmern   aus   den   genannten   Orten   sind   also   46   gefallen   (erstochen),   einer   wurde   enthauptet   und   ein   weiterer   war   entlaufen.   Der Verlust betrug damit fast 20 Prozent. Die   Summe   der   „Abträge“-   also   dem   Schadensersatz-   war   mit   627   Gulden,   40   Maltern   Korn   (6000Kg)   und   6   Fudern   Wein   (7200   Liter)   für   damalige   Verhältnisse beträchtlich.   Ein   Gulden   entsprach   in   etwa   dem   Wochenlohn   eines   Landsknechts.   Vor   dem   Hintergrund   der   damaligen   Erntemengen,   die   nur   einen   Bruchteil   der   heutigen Erträge ausmachten, wird ersichtlich, dass der festgelegte Schadensersatz für die Gemeinden und die betroffenen Bauern sehr hoch und drückend war. Der Text wurde den Beiträgen von Felix Zillien -in Teilen wörtlich- aus den Heimatjahrbüchern 1995, Seite 43ff und 1996, Seite 37ff entnommen.
Dorfarchiv                   Weinheim